DSL - das schöne Leben?
Vor 3 Jahren, ich weiß es ganz genau,
da rief in Meusebach mancher Mann und manche Frau
Herr Bürgermeister, jetzt aber schnell!
Wir wollen fast alle DSL!
DSL – heißt „Das schöne Leben“, so sagte ich,
macht‘s euch doch einfach schön, das dachte ich!
Doch DSL heißt nicht „Die sollst‘e lieben“, oder
„Dörfler sind lieb“, auch nicht „Durscht sollste leiden“,
sondern „Dotal schnelle Leitung“
und bald stand‘s sogar in der Zeitung:
Alle sollen DSL bekommen, ob großes Dorf oder Kleins
Prima, dachte ich, dann bekommt‘s ja auch meins.
Fix einen Brief aufgesetzt an die Firma mit dem rosa T,
die Deutsche Telekom AG.
Es sollte viele Wochen dauern,
jeden Tag tat ich vorm Briefkasten lauern,
doch endlich war es dann war‘s soweit,
die Telekom war zu einem Angebot bereit.
Extra aus Berlin kam er dann,
der DSL-Chef für Kommunen – unser Mann
Herr Czechowski sprach in unserem Spatzenjägerhaus und versicherte dann,
dass die Telekom ein Kabel nach Meusebach ziehen kann.
Die Telekom dazu zu bewegen das ist ungefähr so,
als bringt man einen rosa Riesenhai dazu,
zu schnappen nach einem Wasserfloh.
Aus Meusebach wollte einer lieber einen Karpfen blau,
den gibt’s viel billiger, so wie im Fernsehen gesehen, er wusste‘s ganz genau!
Doch davon ließ sich Herr Czechowski zum Glück nicht verschrecken.
Er versprach: „Ich lockte den rosa Hai aus seinen Bonner Verstecken.“
Der Gemeindeköder, mit Eurosoße recht gut bestrichen lag schon bereit,
doch dann, es war mitten in der Sommerzeit,
da rief Herr Czechowski an mit trauriger Nachricht:
Der Bonner Riesenhai mag unsere Flöhe nicht!
Drum hab ich ihn gebeten,
den Hai doch noch mal zu überreden.
Er hat es geschafft, der Köder ist geschluckt,
ich hab‘s schwarz auf weiß gedruckt!
Das DSL kommt bald auch in Meusebach an,
auch wenn in der Zeit, bis es soweit ist,
eine Frau zwei Mal schwanger und Mutti werden kann.
(Ich hoffte ja immer auf eine Frühgeburt.)
Alle beteten mit mir, dass der Hai den Köder nicht wieder ausspuckt,
und der Vertrag erfüllt wird, so wie er gedruckt!
Das Jahr 2010 begann, bis März lag der Schnee,
von der Telekom war keiner zu sehn
Im Sommer dann die erste Kunde zu uns gedrung`n:
„Die Planung ist durch, bitte schön hier ist die erste Rechnung“
Weiter gings mit Anträgen für Schachtung und Strom, und wohin den Kasten baun
Der kam doch dann glatt vor meinen neu gestrichenen Zaun!
Im Oktober konnte man die ersten Kabelzieher sehn,
die blieben aber vor der Kuhweide stehn.
Die LPG ließ sie nicht auf die Wiese,
denn da stand noch der Bulle und was für ein Riese.
Irgendwie haben sie es dann doch geschafft
und das Glasfaserkabel bis Meusebach gerafft.
Zahlreiche Monteure nun am Verteilerkasten schraubten
und wie wir an einen Frühstart glaubten.
Doch es wurde Weihnachten viel zu schnell,
das letzte Mal ohne DSL.
Vielleicht wir der Traum doch noch wahr.
Und sei es erst im neuen Jahr!
Dann gleich Anfang Januar 2011 ich seh` es vor mir noch heute,
verlockend tat das Telefon läute
Eine zarte Stimme säuselte in den Hörer hinein:
„Wir können jetzt ihren DSL-Anschluss freischalten, ist das nicht fein?“
T. Schwarz 2011
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