Acht Meusebacher in Fredericksburg/Texas

Wie vielleicht viele Besucher unserer Homepage aus der Presse entnommen haben, war im Mai eine kleine Abordnung Meusebacher Einwohner in Fredericksburg/Texas zu Gast. Vom Bürgermeister der texanischen Stadt dorthin eingeladen, nahm ich als Bürgermeister mit meiner Familie, gemeinsam mit dem Meusebacher Wehrleiter Wieland Daßler, dem Plattner und Klingenschmied Dieter und der Köhlereibetreiberin Petra Schulze u. a. an den Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Otfried Hans von Meusebach teil. 


Meusebach Thuringia_dtWer war Otfried Hans von Meusebach?

Er hatte als Generalkommissar des "Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas" die Ansiedlung  von Deutschen in Texas um 1845 mitorganisiert und im Jahr 1846 die Stadt Fredericksburg gegründet. Auf der Überfahrt nach Amerika legte er seinen Adelstitel ab und nannte sich John O. Meusebach. Neben der Stadtgründung gilt als sein größter Verdienst der Abschluss eines Friedensvertrages mit den Comanchen, welche zu der Zeit das Gebiet um das heutige Fredericksburg besiedelten und bejagten. Dieser Vertrag gilt als einziger Vertrag zwischen Weißen und Indianern, welcher stets Bestand hatte und von den Unterzeichnenden nie gebrochen wurde. Durch die Bemühungen Meusebachs um ein friedliches  Miteinander  von Deutschen und Indianern wurde der Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung der Stadt Fredericksburg gelegt. Bei den Einwohnern der Stadt Fredericksburg, unter denen viele Deutschstämmige leben, ist der Name Meusebach hoch angesehen. 
Unser kleines Dorf gab dem Geschlecht der Herren von Meusebach seinen Namen.  Während die voigtländische Linie (auf Ottendorf, Brausndorf, Tröbnitz) der Herren von Meusebach 1753 ausstarb, konnte sich die voigstädtische Linie erfolgreich behaupten. Mit Carl Hartwig Gregor von Meusebach, der als Literaturwissenschaftler ein enger Freund der Gebrüder Grimm war, hatte John O. Meusebach einen schon recht prominenten Vater. Seine Vorfahren wiederum, wenn auch 8 Generationen früher, stammen aus Meusebach.

Wie kam es zu der Reise?

Im November 2011, genauer gesagt am 11.11.2011, bekam ich einen Anruf von einem Herrn Altenburg, der anfragte, ob sich die Meusebacher vorstellen könnten, mit einer kleinen Abordnung an besagten Feierlichkeiten im Mai 2012 teilzunehmen. Da ich mich schon länger mit der Geschichte von Meusebach und somit auch mit den Herren von Meusebach beschäftige, war mir zwar bekannt, dass einer der Meusebacher ein Stadtgründer in Texas war, eine Reise dorthin hatte ich aber erst für später geplant.

Die  Freude und Begeisterung meinerseits war groß und nach einigen Beratungen standen dann der Reisetermin und die Teilnehmer fest. Per E-Mail war ich während der Reisevorbereitungen immer mit Herrn Altenburg im Kontakt. Wir konnten die  Übernachtungsmodalitäten klären, das Programm, die Gastgeschenke und Vorträge absprechen. Kurz vor der Abreise teilte mir Herr Altenburg dann auch schon den Termin eines Gegenbesuchs der Meusebach-Nachkommen mit und sozusagen beim Kofferpacken stellte ich schon ein kleines Programm für die Texaner zusammen.

Gemeinsam mit Familie Schulze, unserem Ortsbrandmeister Wieland Dassler und meiner Familie reiste ich dann nach Fredericksburg. Am Flughafen Austin wurden wir von der Meusebach-Enkelin Marie Marshall Fuller und unserem "Reiseleiter auf Zeit" Glen Treibs begrüßt. Er begleitete uns dann nach Fredericksburg. Auf der Farm von Glen und seiner Frau Peggy waren wir auch untergebracht und durften die texanische Gastfreundschaft genießen. Glen Treibs, ein pensionierter Highschoollehrer und bestens bewandert in texanischer Geschichte, führte unsere Gruppe während der zahlreichen Ausflüge und seine Frau Peggy überrasche uns jeden Tag mit einem großartigem Frühstück. So gestärkt überstanden wir dann auch die anstrengenden, aber interessanten Exkursionen in der Hitze von Texas.

Neben der Stadt Fredericksburg besuchten wir das 2 Stunden entfernt gelegene San Antonio. In San Saba trafen wir dann das erste Mal auf die Meusebach-Familie. Gemeinsam besichtigten wir die Stelle, an der John O. Meusebach den Friedensvertrag mit den Comanchen abgeschlossen hatte. Auch der Naturpark San Saba und eine Rinderauktion standen an diesem Tag auf dem Programm. Am Geburtstag von John O. Meusebach trafen wir uns dann noch einmal mit seinen Nachkommen und legten an seinem Grab in Cherry Springs Blumen ab. Wir hatten uns extra für die Reise historisch Kleidung ausgeliehen und überraschten damit unsere Gastgeber.
Am Abend des Geburtstages wurden die Fredericksburger Bürger von der Historischen Gesellschaft zu einem "Volk Fest" eingeladen. Auch wir nahmen gemeinsam mit den Nachkommen der Meusebacher daran teil. Nach einer Ansprache unseres Reiseführers Glen Treibs überreichten wir dem Bürgermeister von Fredericksburg und dem Museumsleiter unsere Gastgeschenke: eine handgefertigte Hellebarde und ein altes Schloss. 
An diesem Abend konnten wir miterleben, wie die Nachkommen der deutschen Auswanderer ihre Kultur bewahrt haben. Bei Blasmusik tanzten und sangen sie bei bester Laune. Angenehm überrascht waren wir auch von der Offenheit der Leute und dem Interesse an unserem Meusebach. Unzählige Male wurde nicht nur ich an diesem Abend über Meusebach ausgefragt: Wie groß ist ihre Stadt? Wo liegt Meusebach? usw. Zum Glück hatte ich im Vorfeld der Reise ein Fotobuch angefertigt, was den ganzen Abend die Runde machte. Immer wieder wurde uns versichert, dass man sich freute und geehrt fühlte, dass wir als Meusebacher in Texas zu Besuch waren. Genauso oft konnten wir diese Freude erwidern und ebenso mitteilen, dass wir uns auch geehrt fühlten,  den Feierlichkeiten beiwohnen zu können.
Den Abschluss unserer Reise bildete dann noch der Besuch des Gottesdienstes zum Pfingstsonntag in der Bethany Lutheran Church, zu dem wir herzlich eingeladen wurden, und der Besuch eines Rodeos in Bandera.
Ziemlich geschafft vom Heimflug kamen wir alle glücklich wieder in Meusebach an, mit  vielen Eindrücken und Erfahrungen. (T. Schwarz, Mai 2012)  Fotos hier!